Luan Krasniqi wurde am
10. Mai 1971 als jüngstes von acht Kindern kosovo-albanischer Eltern
geboren.
Er verbrachte eine glückliche Kindheit in Junik (Kosovo), bis er
1987 seine Grund- und Hauptschule abgeschlossen hatte, danach zog er nach
Deutschland zu seinen Eltern in Rottweil, die dort seit 1970 leben. "Ich
hatte eine schöne Kindheit", erinnert sich Luan. "Aber
als ich hörte, dass wir meinen Vater wiedersehen würden, der
bereits 1970 nach Rottweil übergesiedelt war, war ich überglücklich.
Ich hatte davon geträumt, in die Stadt zu ziehen und mein Traum sollte
nun Wirklichkeit werden."
Luan machte das Abitur und absolvierte eine Ausbildung als Grosshandelskaufmann.
Seine Boxkarriere begann in Rottweils Boxsportverein, dem BSV Rottweil,
wo er auf den Trainer Theo Kerekesch traf.
Das vorhandene Talent und natürlich ein hartes Stück Arbeit
machten Luan zu einem hervorragend ausgebildeten Schwergewichtler. Nachdem
Luan die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, nahm er am Multi-Nationen-Turnier
in Liverpool (Großbritannien) teil und gewann die Goldmedaille.
Er bestätigte diesen Erfolg im Laufe des Jahres mit einer weiteren
Goldmedaille bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin. 1995 eroberte
Luan im Sturm die Silbermedallie, er schlug Wladimir Klitschko bei den
Weltmeisterschaften in Berlin. Er musste sich einzig gegen die überragende
Boxgröße Felix Savon geschlagen geben. Luan beendete das Jahr
dann erfolgreich mit der Goldmedaille im Schwergewicht beim Internationalen
Chemie Cup in Halle.
Nach drei klaren Siegen bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta zeichnete
sich ein erneuter Kampf mit Felix Savon im Halbfinale ab. Doch eine Verletzung
unter dem Auge, die sich Luan im letzten Kampf zugezogen hatte, zwang
ihn, sich dem Urteil des Ringarztes zu beugen. Mit einer Bronzemedaille
im Gepäck - der ersten im Schwergewicht für Deutschland seit
1976 - kehrte er zurück. Luan war unsäglich enttäuscht,
dass ihm die Chance auf eine Revanche für den verlorenen Kampf mit
Felix Savon, nicht vergönnt war. Luan hat viele Erinnerungen an Atlanta,
die er auskosten kann - eine davon ist sicherlich die Begegnung mit seinem
Idol. "Muhammed Ali war und ist ein Idol. Niemand
kann je erreichen, was er erreicht hat. Er ist ein Phänomen, das
es nur einmal im Leben gibt."
"So lange und so strahlend dabei zu sein, Geschichte zu schreiben mit
der bloßen Kraft seiner Fähigkeiten und seiner Persönlichkeit
und dabei so berühmt zu sein wie er, ist einfach einzigartig. Ihn
zu treffen war eine Ehre, die ich niemals vergessen werde." Seine
ersten Schritte zu eigenem Ruhm machte Luan, als er sich dazu entschloss,
Profi zu werden und bei Panix Promotions einzusteigen, wo auch Lenox Lewis
unter Vertrag stand. Luan gewann seinen ersten Kampf (Harry Senior am
02.09.97) mit einem halben Punkt Vorsprung. Um sein Training zu fördern,
wurde er zu Lennox Lewis nach Big Bear Lake eingeladen, wo sich dieser
auf seinen Kampf gegen Golota vorbereitete. Luan zeigte, dass er dem Druck
des Sparrings mit Lewis gewachsen war und war seitdem dreimal dort.
Während der Vorbereitungen zu den Kämpfen gegen Briggs, Mavrovic
und Holyfield war er einer der Sparringspartner. Die ersten Hürden
seiner Karriere als "Neuling" im Profilager hat er erfolgreich hinter
sich gebracht. Er boxte für Panix Promotion 15 mal erfolgreich und
als Lennox Lewis im Jahr 2000 mit Panix Promotion die Verträge kündigte,
war auch für Luan die zeit gekommen um nach einer Alternative zu
schauen. Im Februar und April 2000 baute er die Kontakte zu Universum
Box-Promotion auf und absolvierte auf den Events des Hamburger Veranstalters
einige Kämpfe. Im Januar 2001 unterschrieb er einen Dreijahres-Vertrag
bei Universum Box-Promotion. Ein weiterer Höhepunkt seiner bisherigen
Karriere war der 5. Januar 2002 gegen Rene Monse, als er Europameister
wurde. Luan Krasniqi wurde der erste deutsche Europameister seit 29 Jahren.
Ein halbes Jahr später musste Krasniqi seinen Gürtel an Przemyslaw
Saleta abgeben. Der Rottweiler war auf einen Acht-Runden-Kampf eingestellt,
musste dann nach einer Verletzung von Vitali Klitschko den Hauptkampf
des Abends bestreiten. Das bedeutete für den Rottweiler, dass er
nach gerade mal vier Wochen Vorbereitung seinen Titel aufs Spiel setzen
musste. Es kam, wie es kommen musste: Nach Punkten klar führend,
hatte Krasniqi in der neunten Runde keine Kraft mehr, um den Kampf weiter
zu bestreiten und gab auf. Nach dieser bitteren Niederlage begann er,
sich wieder in der Rangliste nach oben zu boxen. Am 14. Februar 2004 besiegte
er schließlich in Stuttgart seinen Stallgefährten Sinan Samil
Sam und holte "seinen" EM-Gürtel wieder nach Hause.
Nachdem er diesen Titel am 31. Juli erfolgreich gegen René Monse
freiwillig verteidigte, wartete am 4. Dezember Timo Hoffmann auf die Chance
den Europameistergürtel zu gewinnen. Doch durch ein für Hoffmann
schmeichelhaftes Unentschieden blieb der Gürtel in Rottweil. Im Jahr
2005 macht sich Luan Krasniqi auf den Weg, seinen größten Traum
zu erfüllen. Am 28. Mai erkämpfte er sich gegen Lance Whitaker
das Recht, um den Weltmeistertitel der WBO zu boxen. Ein hervorragend
aufgelegter Krasniqi dominierte seinen Gegner von der ersten Runde an
und ließ dem hoch eingeschätzten 2,03m großen US-Amerikaner
keinen Raum zur Entfaltung. In der sechsten Runde schickte Krasniqi Whitaker
mit einer krachenden Rechten zu Boden. Ein Schlag, von dem sich Whitaker
nicht mehr rechtzeitig erholen konnte.
Am 28.9.2005 war es dann soweit, Luan Krasniqi griff nach
dem WM-Gürtel der WBO. In einem packenden Kampf gegen Lamon Brewster unterlag
der tapfere Rottweiler dem damaligen Champion durch TKO. Krasniqi lag bis zu Kampfende
bei allen Punktrichtern in Front, doch ein erster Niederschlag in der achten Runde
und ein weiterer harter Treffer führte zum Kampfabbruch. Krasniqi verlor
damit zwar diesen Kampf, aber boxte sich in die Herzen der Menschen.
Am 29. Dezember 2011 beendet Luan Krasniqi seine Karriere
als Sportler. Zukunftig konzentriert er sich auf die Förderung junger Sportler.
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